
MAKRO-Themenabend „Taiwan“
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26. März 2025
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T. Matysik
Die Weimarer Reichsverfassung ist Geschichte? Nicht ganz, denn in Taiwan ist sie ein Erfolgsmodell. Mit dieser Verfassung als Vorbild konnte sich Taiwan von den 1960 Jahren ausgehend zu einem modernen und innovativen Industriestaat entwickeln. Taiwan ist damit ein demokratisches Gegenstück zum kommunistischen China und überflügelt dieses deutlich an Wohlstand, Innovationskraft und Freiheit.
Professor Dr. Ian-Tsing Joseph Dieu, der Generaldirektor des Taipeh-Hauses in München erklärte den etwa 40 Teilnehmern des Außenpolitikabends des Münchner Arbeitskreises Reserveoffiziere, daß die Wirtschaftsstruktur seines Landes sehr mit der deutschen vergleichbar sei. Mit einem Mangel an Energie, aber einem Überschuss an Technologie sei Taiwan ebenso eine Exportnation.
Insbesondere die Halbleiterindustrie sei in Taiwan maßgeblich: Etwa 92% der weltweit genutzten KI-Chips werden in Taiwan produziert. Es zeige sich aber, daß China auch mit umfangreichen Investitionsmitteln keine innovative Halbleiterindustrie herbei zaubern könne: Hierzu sei eine freie Gesellschaft erforderlich. Nur diese könne kreative Köpfe hervorbringen, wie dies in Taiwan der Fall sei. Professor Dieu betonte, daß Taiwan sich mit China in einem Systemkonflikt befinde, der mitunter im taiwanesischen Parlament ausgetragen werde: 2014 versuchte eine China-nahe Partei, im Handstreich ein Dienstleistungsabkommen mit Festland-China zu verabschieden, wodurch Festland-Chinesen die Möglichkeit erhalten hätten, in großen Mengen nach Taiwan überzusiedeln und de facto die Bevölkerungsmehrheit zu übernehmen. Dieses Abkommen wurde 2014 durch eine dreiwöchige Besetzung des Parlaments durch Studenten vereitelt. Seitdem bemüht sich Taiwan darum, den Einfluß Festland-Chinas so weit wie möglich zu begrenzen. Dies erinnere sehr stark an die Strategie Moskaus, Einfluß in anderen Ländern zu gewinnen, und die Methoden sind durchaus vergleichbar: Die Manipulation der öffentlichen Meinung auf allen erdenklichen Wegen sei in Taiwan besonders deutlich spürbar.
Das Co-Referat der Regierungsdirektorin a.D. aus dem Außenministerium, Martina Baues, beschäftigte sich mit der chinesischen Wirtschaftsstrategie, die mit der chinesischen Militärstrategie gekoppelt sei: So wurde 2013 die Losung ausgegeben „Aktive Verteidigung – Schlachten schlagen und gewinnen“. Die Armee mit zwei Millionen Soldaten sei dabei der bewaffnete Arm der kommunistischen Partei, und alle Firmen im Land ebenso wie die von deutschen Firmen gerne angestrebten Joint Ventures seien seit 2016 bedingungslos der chinesischen Armee verpflichtet. Die deutsche China-Strategie aus dem Jahr 2023, die das Land als Partner und Rivale bezeichnet, sei eigentlich keine wirkliche Strategie. Eine Entkopplung, wie in Taiwan mit Erfolg praktiziert, finde nicht statt. So gebe es chinesische Beteiligungen an 8500 deutschen Unternehmen, über die Einfluss auf die deutsche Wirtschaftspolitik in Bezug auf China ausgeübt werde. China habe das unbedingte Ziel, Weltmacht Nummer Eins zu werden, und betreibe hierzu eine langfristige Strategie.
Der Abend wurde abgerundet mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an die „Mutter der Infanterie“, Frau Sigrid Kuhlmann. „Siggi“, wie sie von ihren Freunden genannt werden möchte, setzt sich besonders für die Belange von Soldaten ein und verfolgt das Ziel, mit ihrem umfangreichen Netzwerk den Soldaten der Bundeswehr eine angemessene Präsenz in der Gesellschaft zu ermöglichen. MAKRO teilt dieses Ziel und hat mit „Siggi“ eine großartige Mitstreiterin gewonnen.
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