Vortrag „Rettungsdrohnen“ mit der RAG SanDienst Bayern

Die Reservisten-Arbeitsgemeinschaft Sanitätsdienst Bayern und den Münchner Arbeitskreis Reserveoffiziere (MAKRO e.V.) verbindet Vieles. Die beiden Vereinigungen teilen sich zwei Vorstände sowie die Unterstützung der „Mutter der Infanterie“ Sigrid Kuhlmann, aber auch das Bestreben, Menschen zu verbinden und an der Schnittstelle Bundeswehr und Gesellschaft Gutes zu bewirken.

So konnte für heute im Hörsaal des Klinikums Rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) ein Vortrag mit Prof. Dr. Peter Biberthaler, dem  Direktor der chirurgischen Traumatologie der Klinik, zum Thema „Rettungsdrohnen im zivilen und militärischen Einsatz“ organisiert werden.
Der Vortrag war die erste Veranstaltung im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen MAKRO, der RAG Sanitätsdienst Bayern und der Stiftung Chirurgie zur Förderung der Offiziersanwärter des Sanitätsdienstes in München.

Kernaussage des Vortrags war: Eine schnelle Rettung wirkt besser als viele Medikamente und muß aus diesem Grund in der Rettungsmedizin ähnlich wie ein Medikamenteneinsatz gewertet werden. Der alte Spruch: Benzin ist das wichtigste Medikament der Sanitätstruppe, bewahrheitet sich in der Ukraine jeden Tag. Auch im zivilen Umfeld wurden Untersuchungen zur Überlebenswahrscheinlichkeit vorgestellt, bei denen sehr deutlich wurde, daß Patienten, die schnellstmöglich – „unter welchen Umständen auch immer“ – mit dem nächstbesten Fahrzeug in die Klinik gebracht wurden, bessere Überlebenschancen hatten als in Fällen, in denen nur erstversorgt und dann auf den Notarzt oder auf den Hubschrauber gewartet wurde.

Das alte gegensätzliche Strategie-Paar „CASEVAC“ (Evakuierung per Fahrzeug) und „MEDEVAC“ (Evakuierung per Hubschrauber) bekommt jedoch aktuell eine dritte Variante durch die Verfügbarkeit von Drohnen, die kostengünstig einen sehr schnellen Patiententransport bereitstellen können. Technisch weisen sie eine deutlich geringere Komplexität als ein Hubschrauber auf, sind wesentlich günstiger im Betrieb und in der Wartung und kleinere Ziele für Radar und Beschuss, aber ebenso schnell und flexibel einsetzbar, und benötigen keine Bodeninfrastruktur.

Der Krieg in der Ukraine zeigt auch, daß sich die militärischen Rettungsverfahren deutlich verändern, weil die Erstbehandlung nicht mehr durch klassische Sanitätskräfte, sondern durch gut ausgebildete Kameraden erfolgt: So ist der Name der modernen Strategie auch Programm: „All Service Members“ (ASM) bedeutet, daß jeder Soldat im Einsatz auch gleichzeitig ein gut und umfangreich ausgebildeter medizinischer Ersthelfer sein muß. Der klassische Sanitätsdienst beginnt dagegen erst etliche Kilometer hinter der umkämpften, von Drohnen beherrschten Kampfzone, die heute deutlich ausgedehnter als in früheren Kriegen ist und den Einsatz von Landrettungsfahrzeugen ineffizient macht.

Auf diese Weise kann man auch sicherstellen, daß hochqualifizierte und lang ausgebildete Mediziner nicht mehr einer direkten feindlichen Feuerwirkung im Rettungsfahrzeug  ausgesetzt sind.

Auch wenn aus Gründen der Einsatztaktik die „Golden Hour“ oft nicht mehr erreicht werden kann, ist dennoch das Ziel, Verwundete mit den modernen technisch verfügbaren Mitteln so schnell wie möglich zu evakuieren, was mit Drohnen nun bald möglich sein wird.

Vorgestellt wurde in diesem Zusammenhang das EU-Projekt iMEDCAP, welches ein  autonomes Rettungssystem für Schwerverletzte in Gefahrenzonen mit einer Erstbehandlung in einer interoperablen Patientenbox während des Transports unter Fernsteuerung entwickelt. Unter Leitung der TUM arbeiten 24 Partner aus neun Ländern daran, die Erstversorgung und Evakuierung, auch bei CBRN-Bedrohungen, mithilfe moderner Technologien zu verbessern. Die Ergebnisse sollen in künftige militärische und zivile Rettungssysteme einfließen.

In diesem Sinne war der Vortrag mit Blick auf die Kriegsrealität in der Ukraine auch für nicht-medizinisches Personal ein großer Gewinn und wurde abgerundet mit einem gemeinsamen Ausklang im Weißen Brauhaus, wo die Teilnehmer mit dem „Münchner Panzerkreis“ noch einen sehr schönen Abend genießen konnten.


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